Die Coronakrise trifft auch den Immobilienmarkt in Spanien, eines der beliebtesten Urlaubsziele Europas. Doch wie wird sich die Situation langfristig auf die Nachfrage auswirken? Einerseits führt die Pandemie zu mehr Unsicherheit hinsichtlich Grenzschließungen, Rezession oder dem Eintreten einer erneuten Coronawelle. Doch andererseits wächst auch in Zeiten von Quarantäne das Bedürfnis nach Sicherheit in den eigenen vier Wänden, am liebsten an jenen Orten, welche wir mit Fernweh verbinden.
Werfen wir einen Blick auf die amtlichen Zahlen. Das Statistisches Registrierungsportal „Colegio de Registradores“, was so viel wie spanisches Grundbuchregister bzw. Grundbuchamt bedeutet, präsentiert zusammen mit der Universität von Saragossa vierteljährlich die Ergebnisse ihrer aktuellen Statistiken aus dem Immobilienregister. Diese Angaben sind sehr realistisch, da diese Daten unmittelbar aus den notariellen Kaufverträgen bezogen werden und es so ermöglichen, einen sehr genauen und allgemeinen Marktüberblick zu erhalten.
Der Preis für Wohnimmobilien ist im ersten Quartal des Jahres um 4% gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum betrug der Anstieg knapp 7%. In Bezug auf die historischen Höchstwerte aus dem dritten Quartal 2007 ergibt dies kumuliert immer noch einen Rückgang von fast 10%, während in Bezug auf die letzten Tiefststände (viertes Quartal 2014) das Wachstum fast 41% betrug.
Die Zahl der Transaktionen für Wohnimmobilien stieg vierteljährlich um 8,5% und erreichte insgesamt 127.357 Transaktionen im letzten Quartal, praktisch 10.000 mehr als im Vorquartal. Im 24.252 Transaktionen wurden für neue Wohnungen registriert, das höchste Ergebnis der letzten vier Quartale mit einem vierteljährlichen Wachstum von 10,7%. Bei den Bestandsimmobilien wurde die magische Grenze von 100.000 registrierten Transaktionen überschritten, genau 103.105 mit einem vierteljährlichen Wachstum von 8%.
Spanien umfasst insgesamt 17 autonome Gemeinschaften wobei die höchste Anzahl von Wohnungsverkäufen auf die Regionen Andalusien (25.182), Katalonien (20.232), Valencia (18.483), Madrid (17.759) und die Kanarischen Inseln (6.339) fielen. Praktisch alle autonomen Gemeinschaften haben vierteljährliche Zuwächse verzeichnet, am stärksten waren diese in Madrid und Barcelona.
Die Hauskäufe an Ausländer gingen im ersten Quartal von 12,7% auf 12% leicht zurück, wobei die britische Nachfrage weiterhin die Statistik anführt, gefolgt von Franzosen, Deutschen und Marokkaner. Die Ergebnisse der Käufe von Ausländern wurden in der autonomen Gemeinschaft der Balearen (32,44%) verzeichnet, gefolgt von Valencia (25,14%), Kanarische Inseln (20,06%) und der Region Murcia (19,14%).
Die Hypothekenverschuldung pro Quadratmeter ist vierteljährlich leicht um -0,3% gesunken, was einem durchschnittlichen Ergebnis von 1.302 € / m² entspricht. Die Banken haben ihre klare Marktführerschaft bei der Konzession neuer Hypothekendarlehen mit über 90% beibehalten. Der durchschnittliche Zinssatz für neue Hypothekendarlehen ist weiter gesunken und liegt auf einem neuen historischen Minimum von 2,24%. Die durchschnittliche Vertragslaufzeit für neue Hypothekendarlehen hat sich um 1,1% erhöht und beträgt 282 Monaten (23 Jahre und 6 Monate).
Fazit
Die Neuheit der durch Covid-19 hervorgegangenen Situation macht es schwierig, die zukünftigen Entwicklungen der Immobilienpreise abzuschätzen. Wir sehen in diesem Zusammenhang einen praktisch geschlossenen Markt auf dem aktuell kaum Umsatz stattfindet, was folglich auch die Preisfestsetzung erschwert. Wir sind uns vollkommen bewusst, dass die Realität des Immobilienmarktes ohne Zweifel nicht mehr so sein wird, wie sie vorher war und wir müssen abwarten, bis sich diese neue Realität erkennbar wird. Die vorgestellten Zahlen zeigen die Realität des Marktes vor dem „Covid-19-Effekt“, weshalb es empfehlenswert ist, dies als „Standbild“ zu betrachten und die Analysen für die nächsten Quartale abzuwarten. Bis dahin sollte auf dem spanischen Immobilienmarkt eine gewisse Normalität zurückgekehrt sein.