KategorienKennzahlen & Indikatoren

Immaterielle Vermögenswerte: Nicht immer offensichtlich

Immaterielle Vermögenswerte sind nicht immer offensichtlich, doch häufig ein entscheidender Treiber des Unternehmenswerts in einer wettbewerbsorientierten und digitalen Wirtschaft.

Das Problem mit dem Buchwert

Bei der Fundamentalanalyse werden unterschiedliche Kennzahlen und Methoden verwendet, um den fairen bzw. „inneren“ Wert eines Unternehmens zu berechnen.  Dabei nutzen Value-Investoren häufig mehrere Bewertungsmethoden in Kombination, um einen besseren Einblick in das zugrunde liegenden Geschäftsmodell zu erhalten. Das Kurs-Buchwert-Verhältnis ist ein bedeutender Preismultiplikator und in der Bewertungspraxis weit verbreitet. Theoretisch entspricht der Buchwert dem Gesamtbetrag, den ein Unternehmen im Falle einer Liquidation wert ist. Dies ist der Betrag, den die Gläubiger des Unternehmens erwarten können. Um das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) zu berechnen, wird der Aktienkurs durch den Buchwert je Aktie dividiert.

Die Buchwertanalyse und der Kauf von Unternehmen mit einem niedrigen Kurs-Buch-Verhältnis (KBV) war in der Vergangenheit ein profitables Vorgehen. Unternehmen mit technischen Anlagen, Lagerbeständen und Ausrüstungen sowie finanziellen Vermögenswerten weisen tendenziell höhere Buchwerte auf. Beziehungsweise können diese Arten von Vermögenswerten im Falle von Insolvenz oder finanzieller Notlagen leicht bewertet und liquidiert werden.

Immaterielle Vermögenswerte spielten früher eine viel geringere Rolle als heute, doch mit dem Aufstieg von Software- und Internetunternehmen hat ihr Anteil rasch zugenommen. Patente, Lizenzen und Humankapital haben heutzutage einen signifikanten Anteil am „Wert“ vieler Unternehmen. Allerdings sind diese Arten von Vermögenswerten schwer zu bewerten und schwieriger zu liquidieren. Dies ist insbesondere beim Humankapital der Fall, dem Maß für den wirtschaftlichen Wert der Fähigkeiten eines Mitarbeiters.

In vielen Fällen liegt bei der Bewertung von immateriellen Vermögenswerten häufig eine zu optimistische Annahme zugrunde. Marken, Software, Webseiten, Lizenzen, Genehmigungen usw. können heute tatsächlich einen erkennbaren Wert für Unternehmen haben. In vielen Fällen können sich diese Werte jedoch schnell ändern. Dies ist der Fall, wenn es nur geringe Markteintrittsbarrieren, rasche (technologisch bedingte) Veränderungen der Verbrauchernachfrage oder es wirtschaftliche bzw. politische Eingriffe gibt.

Man könnte es auch so formulieren: Ein Unternehmen mit großen Mengen an Sachanlagen hat einen höheren definierbaren Wert als ein Unternehmen mit großem Anteil an „Humankapital“.

Diese immateriellen Vermögenswerte stehen oft in krassem Gegensatz zu physischen Vermögenswerten wie Maschinen, Fahrzeugen und Gebäuden. Sie können grundsätzlich in drei große Kategorien eingeteilt werden – Rechte, Beziehungen und geistiges Eigentum:

Intern erzeugte immaterielle Vermögenswerte können jedoch nicht in der Bilanz ausgewiesen werden. Sie sind dennoch häufig von erheblichem Wert und sollten angemessen verstanden und verwaltet werden. Nach IFRS 3 können nur erworbene immaterielle Vermögenswerte in der Konzernbilanz des erwerbenden Unternehmens separat ausgewiesen werden.

Ein großes Problem bei nicht greifbaren Vermögenswerten ist daher, dass sie leicht manipulierbar sind und sogar vor unseren Augen verschwinden können.

Immaterielle Vermögenswerte stehen immer häufiger im Mittelpunkt

Im Jahr 2018 erreichten immaterielle Vermögenswerte für S&P 500-Unternehmen einen Rekordwert von 21 Billionen US-Dollar. Um diese historische Veränderung zu messen, analysierten Aon und das Ponemon Institut den Wert von immateriellen und materiellen Vermögenswerten von Unternehmen aus dem S&P 500 über fast viereinhalb Jahrzehnte.

https://brandfinance.com/images/upload/gift_2.pdf

In nur 43 Jahren haben sich immaterielle Vermögenswerte von einem unterstützenden Vermögenswert zu einer wichtigen Überlegung für Investoren entwickelt. 2018 machten sie 84% der gesamten Unternehmenswerte im S&P 500 aus, ein massiver Anstieg vergleicht man dies mit einem Anteil von nur 17% im Jahr 1975.

Nicht offengelegte immaterielle Vermögenswerte sind laut einem Bericht von Brand Finance Global Intangible Finance Tracker 2019 zum ersten Mal seit 2011 weltweit wieder rückläufig. Der Wert ist um 8% gegenüber dem Vorjahr gesunken und liegt aktuell bei 35,4 Billionen US-Dollar – dies entspricht 34% des Gesamtwertes aller börsennotierten Unternehmen weltweit – im Vergleich zu 38,5 Billionen US-Dollar in 2018.

Im Jahr 2020 machen immaterielle Vermögenswerte bereits 90 % des Gesamtvermögens im S&P 500 aus. Dies ist nicht nur ein neuer historischer Höchststand, sondern auch eine Anspielung darauf, wie weit verbreitet Technologie in unserem Leben geworden ist. Es gibt Gründe zu der Annahme, dass der Einfluss von Technologie und damit von immateriellen Vermögenswerten mehr Dampf in seinem Motor hat. Die bevorstehende 5G-Revolution, mehr Internetnutzer am Horizont und das starke Potenzial neuer Technologien sind allesamt unterstützende Überlegungen.

Die größten Unternehmen nach immateriellem Wert

Digital ausgerichtete Sektoren wie Internet, Software und IT sind stark von immateriellen Vermögenswerten abhängig. Laut Brand Finance, welches ein jährliches Ranking von Unternehmen auf der Grundlage des immateriellen Werts erstellt, lässt Unternehmen in diesen Sektoren in der Ausgabe 2019 ihres Berichts die ersten fünf Plätze belegen.

Microsoft überholte Amazon und führt nun das Ranking an, mit einem Wert für immateriellen Vermögenswerten in Höhe von 904 Milliarden USD für 2019. Das Unternehmen verfügt über das weltweit größte kommerzielle Cloud-Geschäft. Aber auch Pharma- und Gesundheitsunternehmen stehen weit oben auf dieser Liste. Ihr immaterieller Wert wird hauptsächlich durch Patente sowie Fusionen und Übernahmen bestimmt.

Fehlende Offenlegung

Die meisten immateriellen Vermögenswerte werden nicht in den Bilanzen ausgewiesen, da sie nach den aktuellen Rechnungslegungsstandards erst dann erfasst bzw. aktiviert werden dürfen, wenn eine Transaktion zur Unterstützung ihres Werts stattgefunden hat. Während dies viele Buchhalter sicherlich als eine umsichtige Maßnahme betrachten, um eine unbegründete Aktivierung von Vermögenswerten zu vermeiden, bedeutet dies aber auch, dass viele wertvolle immaterielle Vermögenswerte niemals in der Finanzberichterstattung auftauchen. Tatsächlich bestehen 34% des Gesamtwerts der börsennotierten Unternehmen der Welt aus nicht bekannt gegebenem Wert.

Fazit

In einer zunehmend wettbewerbsorientierten und digitalen Wirtschaft, sind Unternehmen zunehmend auf geistiges Eigentum und Innovationen konzentriert. Doch durch Verschuldung, buchhalterische Spielereien (Financial Engineering) und die zunehmende Bedeutung von immateriellen Vermögenswerten, wird es den Anlegern erschwert, den tatsächlichen „Wert“ eines Unternehmens zu bestimmen. Angesichts des spekulativen Charakters des aktuellen Börsenumfelds scheint dies derzeit sicherlich ein untergeordnetes Problem zu sein. Doch auf lange Sicht ist der tatsächliche „Wert“ einer Investition von entscheidender Bedeutung für den Anlageerfolg.

Die Herausforderung für Anleger besteht darin, diese Probleme zu verstehen und zu identifizieren, insbesondere bei immateriellen Vermögenswerten. Wie aus den obigen Tabellen hervorgeht, wissen die meisten Anleger nicht, dass immaterielle Vermögenswerte einen so hohen Prozentsatz des gesamten Unternehmenswerts ausmachen.

Brand Finance ist der Ansicht, dass Unternehmen jeden immateriellen Vermögenswert regelmäßig bewerten sollten, einschließlich der vorausgesetzten Annahmen, die das Management bei der Bewertung getroffen hat. Diese Informationen wären für Manager, Investoren und andere Stakeholder äußerst nützlich.

KategorienImmobilien

Fernweh nach dem Lockdown: Wie wird sich die Corona-Pandemie auf die Nachfrage auf dem spanischen Immobilienmarkt auswirken?

Die Coronakrise trifft auch den Immobilienmarkt in Spanien, eines der beliebtesten Urlaubsziele Europas. Doch wie wird sich die Situation langfristig auf die Nachfrage auswirken? Einerseits führt die Pandemie zu mehr Unsicherheit hinsichtlich Grenzschließungen, Rezession oder dem Eintreten einer erneuten Coronawelle. Doch andererseits wächst auch in Zeiten von Quarantäne das Bedürfnis nach Sicherheit in den eigenen vier Wänden, am liebsten an jenen Orten, welche wir mit Fernweh verbinden.

Werfen wir einen Blick auf die amtlichen Zahlen. Das Statistisches Registrierungsportal „Colegio de Registradores“, was so viel wie spanisches Grundbuchregister bzw. Grundbuchamt bedeutet, präsentiert zusammen mit der Universität von Saragossa vierteljährlich die Ergebnisse ihrer aktuellen Statistiken aus dem Immobilienregister. Diese Angaben sind sehr realistisch, da diese Daten unmittelbar aus den notariellen Kaufverträgen bezogen werden und es so ermöglichen, einen sehr genauen und allgemeinen Marktüberblick zu erhalten.

Der Preis für Wohnimmobilien ist im ersten Quartal des Jahres um 4% gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum betrug der Anstieg knapp 7%. In Bezug auf die historischen Höchstwerte aus dem dritten Quartal 2007 ergibt dies kumuliert immer noch einen Rückgang von fast 10%, während in Bezug auf die letzten Tiefststände (viertes Quartal 2014) das Wachstum fast 41% betrug.

Die Zahl der Transaktionen für Wohnimmobilien stieg vierteljährlich um 8,5% und erreichte insgesamt 127.357 Transaktionen im letzten Quartal, praktisch 10.000 mehr als im Vorquartal. Im 24.252 Transaktionen wurden für neue Wohnungen registriert, das höchste Ergebnis der letzten vier Quartale mit einem vierteljährlichen Wachstum von 10,7%. Bei den Bestandsimmobilien wurde die magische Grenze von 100.000 registrierten Transaktionen überschritten, genau 103.105 mit einem vierteljährlichen Wachstum von 8%.

Spanien umfasst insgesamt 17 autonome Gemeinschaften wobei die höchste Anzahl von Wohnungsverkäufen auf die Regionen Andalusien (25.182), Katalonien (20.232), Valencia (18.483), Madrid (17.759) und die Kanarischen Inseln (6.339) fielen. Praktisch alle autonomen Gemeinschaften haben vierteljährliche Zuwächse verzeichnet, am stärksten waren diese in Madrid und Barcelona.

Die Hauskäufe an Ausländer gingen im ersten Quartal von 12,7% auf 12% leicht zurück, wobei die britische Nachfrage weiterhin die Statistik anführt, gefolgt von Franzosen, Deutschen und Marokkaner. Die Ergebnisse der Käufe von Ausländern wurden in der autonomen Gemeinschaft der Balearen (32,44%) verzeichnet, gefolgt von Valencia (25,14%), Kanarische Inseln (20,06%) und der Region Murcia (19,14%).

Die Hypothekenverschuldung pro Quadratmeter ist vierteljährlich leicht um -0,3% gesunken, was einem durchschnittlichen Ergebnis von 1.302 € / m² entspricht. Die Banken haben ihre klare Marktführerschaft bei der Konzession neuer Hypothekendarlehen mit über 90% beibehalten. Der durchschnittliche Zinssatz für neue Hypothekendarlehen ist weiter gesunken und liegt auf einem neuen historischen Minimum von 2,24%. Die durchschnittliche Vertragslaufzeit für neue Hypothekendarlehen hat sich um 1,1% erhöht und beträgt 282 Monaten (23 Jahre und 6 Monate).

Fazit

Die Neuheit der durch Covid-19 hervorgegangenen Situation macht es schwierig, die zukünftigen Entwicklungen der Immobilienpreise abzuschätzen. Wir sehen in diesem Zusammenhang einen praktisch geschlossenen Markt auf dem aktuell kaum Umsatz stattfindet, was folglich auch die Preisfestsetzung erschwert. Wir sind uns vollkommen bewusst, dass die Realität des Immobilienmarktes ohne Zweifel nicht mehr so sein wird, wie sie vorher war und wir müssen abwarten, bis sich diese neue Realität erkennbar wird. Die vorgestellten Zahlen zeigen die Realität des Marktes vor dem „Covid-19-Effekt“, weshalb es empfehlenswert ist, dies als „Standbild“ zu betrachten und die Analysen für die nächsten Quartale abzuwarten. Bis dahin sollte auf dem spanischen Immobilienmarkt eine gewisse Normalität zurückgekehrt sein.

KategorienRohstoffe

Gold nimmt Kurs auf neues Allzeithoch und hat noch viel Luft noch oben: Das gelbe Edelmetall hat seinen Glanz als sicherer Hafen nicht verloren

Der Ausbruch des Coronavirus und damit verbundenen Auswirkungen sind wesentlich tiefgreifender, als es die meisten von uns erwartet hätten. Nachdem die Weltwirtschaft gewissermaßen auf Eis gelegt wurde, sind sichere Häfen an den Märkten aktuell schwer zu finden. Doch Gold scheint die Ausnahme zu sein. Nach einem starken von Panik getriebenen Ausverkauf im März, hat der Goldpreis inzwischen wieder die alten Höchststände erreicht und notiert aktuell nur knapp unter dem 52-Wochen-Hoch bei 1.700 USD je Feinunze. Seit Jahresbeginn konnte das gelbe Edelmetall bereits 13 Prozent zulegen und auch vor der Krise erzielte Gold einen kräftigen Zuwachs von 35 Prozent im Jahr 2019. Trotz dieser hervorragenden Performance befindet sich Gold sehr wahrscheinlich erst am Anfang eines langfristigen Bullenmarktzyklus. Gold scheint gerade jetzt ein guter Ort zu sein, denn die monetäre Expansion der Notenbanken, extrem niedrige Zinssätze, unbegrenztes Quantitative Easing (QE), aufgeblähte Bilanzen der Notenbanken und eine immense Staatsverschuldung dürften den Goldpreis in den kommenden Jahren erheblich ansteigen lassen. Vielleicht wird sogar noch in diesem Jahr ein neues Allzeithoch erreicht, welches bei 1.909 USD je Feinunze liegt und aus dem Jahr 2011 stammt.

Source: TradingView.com

Die wirtschaftlichen Auswirkungen von COVID-19 haben die Federal Reserve und die US-Regierung zu beispiellosen Maßnahmen bewegt. Unbegrenzte QE- und Notfallliquiditätsprogramme dürften dazu führen, dass sich die Fed-Bilanz im Jahr 2020 verdoppelt. Das vom Kongress und der Trump-Regierung verabschiedete Paket zur wirtschaftlichen Stabilisierung, hat einen Umfang von 2 Billionen US-Dollar und ist das größte seiner Art in der jüngeren amerikanischen Geschichte. Es soll auf die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie reagieren und Direktzahlungen und Arbeitslosenleistungen für Bürger sowie Gelder eines riesigen Rettungsfonds für Unternehmen bereitstellen. Wenn Gold in diesem Umfeld keine Performance liefern könnte, würde es an dessen wichtigster Aufgabe scheitern: Kaufkraft zu erhalten.

Wir verstehen Gold als eine Art Krisenwährung, die keine Notenbank bzw. Regierung einfach durch Fiat abwerten kann. Im Gegensatz zu praktisch allen anderen Metallen und Rohstoffen ist Gold fast vollständig unabhängig von der industriellen Nachfrage, sodass es nicht demselben rezessiven Preisdruck wie Öl, Kupfer oder sogar Silber ausgesetzt ist. Genau, Sie können kein Gold drucken, daher ist es der ultimative Wertspeicher und wir glauben, dass dies immer mehr Investoren erkennen. Auch das Interesse von institutionellen Anlegern und Banken steigt. Zwei Analysten der Bank of America haben kürzlich geschrieben, dass der Goldpreis in den nächsten 18 Monaten bis zu 3.000 US-Dollar erreichen wird, so ein in Bloomberg und anderswo zitierter Bericht.

Ein Missverständnis, bei vielen Anlegern und Händlern ist die Annahme, dass Gold lediglich eine Absicherung gegen die Preisinflation darstellt, obwohl der Goldpreis in den letzten fünf Jahrzehnten viel schneller gestiegen ist als die Preisinflation. Ein genauerer Treiber des Goldpreises ist die Geldinflation bzw. die Erhöhung des Pro-Kopf-Geldangebots. Der Goldpreis ist in den letzten 40 Jahren in US-Dollar fast genauso stark gestiegen wie der Anstieg der M2-Geldmenge pro Kopf in den Vereinigten Staaten. Gold ist derzeit gegenüber der Trendlinie einer breiten Geldmenge pro Kopf etwas überbewertet. Doch mit dem Öffnen der Geldschleusen durch die Notenbanken als Reaktion auf die Corona-Pandemie scheinen nun alle Dämme zu brechen und die Geldmenge pro Kopf wird rasant ansteigen. Dies dürfte ein langfristiger Katalysator für den Goldpreis sein.

Der Grund für die hohen Preisaufschläge für Goldmünzen und -barren die wir in den letzten Wochen erlebten, lag neben der extrem hohen physischen Nachfrage auch an den unterbrochenen Liefer- und Verarbeitungsketten. Doch inzwischen entspannt sich die Lage bei den Goldraffinerien und Münzprägeanstalten. Die Goldraffinerien MKS Pamp, Argor-Heraeus und Valcambi aus dem Tessin in der südlichen Schweiz, nicht weit von den durch das Coronavirus besonders stark betroffenen Gebieten in Italien, haben ihre Produktion inzwischen wieder aufgenommen. In der Schweiz werden ca. 70 Prozent des weltweit geförderten Goldes zu Barren verschiedener Größen weiterverarbeitet. Auch Australiens größte Goldraffinerie steigert aktuell die Produktion von 1-Unzen-Goldbarren, um die Angebotsknappheit in den USA zu mildern, teilte CEO Richard Hayes von Perth Mint mit. Linienflüge, die für den Transport von ca. 50% aller Goldprodukte verwendet wurden, bleiben derzeit größtenteils am Boden. Dies sorgte unter anderem dafür, dass das Angebot an Barren knapp wurde. Die Prägestätte, die eine Produktionslinie der Kilobarren als Reaktion der Angebotsknappheit wiederaufnahm, erwartet, dass sich diese erhöhte Nachfrage nur als kurzfristiges Problem herausstellen wird. Ein großer Teil der Lieferungen sind für die New York Commodities Exchange (COMEX) bestimmt.

Werfen wir noch einen Blick auf den Bergbausektor: Goldminen sind im Gegensatz zum Goldpreis viel größeren Risiken ausgesetzt. Einerseits sind Bergarbeiter immer noch von den Auswirkungen und Beschränkungen der Corona-Pandemie betroffen. Und zum anderem besteht das Risiko, dass Regierungen den Goldabbau als „nicht wesentliche“ wirtschaftliche Aktivität einstufen könnten. Das größere Risiko für Goldminen geht jedoch von länger andauernden Schließungen und Stillständen aufgrund COVID-19 aus. Dies könnte den Cashflow der Bergbaubetriebe empfindlich stören. Seien Sie daher bei der Auswahl einzelner Minenaktien im Goldsektor besonders wählerisch. Das heißt, orientieren Sie sich auf konservativere Goldaktien mit einem starken Management, sicheren geopolitische Rahmenbedingungen, guten Arbeitsbedingungen, einer erfolgreichen Historie,  geringer Verschuldung und niedrigen All-in-Sustaining Cashkosten (AISC). Barrick Gold (NYSE:GOLD) ist ein einfaches Beispiel für einen starken Senior Gold Miner und könnte selbst dann noch eine gute Wahl sein, wenn man beim Goldpreis nicht ganz so optimistisch ist. Wenn Sie Ihre Hausaufgaben als Investor nicht vernachlässigen und einzelne Goldminen gründlich analysieren, können Sie derzeit und auch in der Zukunft eine gute Investition tätigen

Fazit

Gold befindet sich seitdem Tief von ca. 1.050 USD in 2015 in einem Bullenmarkt. Global betrachtet ist die Nachfrage nach Edelmetallen jedoch immer noch winzig. Der überwiegende Teil der Menschen denkt nicht einmal daran, auch nur kleinste Mengen Gold zu kaufen. Gold ist nicht knapp, sondern lediglich nicht in der passenden Darreichungsform verfügbar. Ende März führten große Lieferprobleme am Goldmarkt dazu, dass sich die Spanne (Spread) zwischen Kassagoldpreisen am physischen Goldmarkt und Terminpreisen für Papiergold am Spotmarkt erheblich vergrößerte. Analysten stellten fest, dass es zwar reichlich Gold auf dem Markt gab, die Lieferkette jedoch vollständig zusammenbrach. Die Scheide- und Prägeanstalten laufen inzwischen wieder auf Hochtouren, um die Nachfrage zu decken. Auch künftig ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Gold seiner Rolle als sicherer Hafen und Stabilitätsanker in hervorragender Weise gerecht wird. Die historische Geldflut der Notenbanken, die in die Finanzmärkte geschwemmt wird, sollte die Inflation befeuern und damit die Funktion des Goldes als Inflationsschutz stärken. Seit seiner Einführung hat der Euro bisher 85% seines Werts gegenüber Gold verloren. Dennoch sollten wir uns vor Augen führen, dass das aktuelle deflationäre Umfeld, welches noch eine Zeit andauern kann, auch ein signifikantes Hindernis für den Goldpreis darstellt. Deflation und positive Realzinsen sind die größten Risiken für den Goldpreis. Allerdings sind diese derzeit durch den starken Anstieg der Geldmenge sowie negativen Realzinsen deutlich minimiert. Es müsste schon eine deutliche Umkehr der Zinssätze und einer langwierigen Stagnation der M2 Geldmenge erfolgen, damit den Goldbullen die Luft ausgeht. Doch das schein unter den allgegenwärtigen Auswirkungen der von COVID-19 sehr unwahrscheinlich. Dennoch könnte die Aussicht auf ein Zurückfahren der Lockdown-Maßnahmen in mehreren Staaten das Interesse am Krisenschutz Gold etwas abflauen lassen. Korrekturen sind im Bullenmarktzyklen nichts Ungewöhnliches und können Kaufgelegenheiten darstellen.